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Durchfall beim Kaninchen

Dies ist ein Thema, das man nur schwer in relativ kurzer Form abhandeln kann. Viele Dinge, die damit untrennbar verbunden sind, sind an anderer Stelle (›Darmlähmung beim Kaninchen‹ und ›Ernährung‹) nochmals angesprochen.  

Der Kot eines gesunden Kaninchens besteht aus relativ trockenen, rundlichen, ca. erbsengroßen und deutlich voneinander getrennten Ballen. Flüssiger, schmieriger, aber auch bereits weicher bzw. ungeformter Kot ist als krankhaft zu werten. Nicht verwechseln sollte man Durchfall mit dem normalen Blinddarmkot des Kaninchens, den man als Halter jedoch nur selten zu Gesicht bekommt, da er vom Tier nachts direkt bei der Ausscheidung wieder aufgenommen wird. Dies sind kleine, elastisch-weiche, glänzende Ballen von dunkelgrüner bis dunkelbrauner Farbe, die traubenförmig zusammenhängen. Die Wiederaufnahme und Weiterverwertung sind für das Kaninchen lebenswichtig und Ausdruck der hohen Spezialisierung auf sehr rohfaserreiche und energiearme Nahrung.

Grundlegende Ursache oft Fütterungsfehler

Für Fütterungsfehler ist ein komplexes und hochspezialisiertes Verdauungssystems besonders anfällig. Im Falle solcher Störungen sind die kritische Überprüfung und gegebenenfalls die Korrektur der Fütterung unerlässlich.

Weitere  Faktoren

  • Die Zeit der Absetzens vom Muttertier (Zusammentreffen von Stressfaktoren)
  • Mangelnde Hygiene und ein hoher Infektionsdruck durch einen bestimmten Erreger
  • Parasitenbefall. Würmer spielen eine eher untergeordnete Rolle, aber Kokzidien stellen ein sehr großes Problem dar und gefährden vor allem Jungtiere. Dies ist ein ganzes Thema für sich, über das jeder Kaninchenhalter unbedingt bescheid wissen sollte.
  • Zahnerkrankungen und Zahnfehlstellungen (und dadurch vermindertes oder selektives Fressen)
  • Bestimmte Antibiotika, da sie die natürliche Darmflora schädigen. Sie sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden (und dann als Injektion und nicht oral)
  • Vergiftungen, diese treten aber viel seltener auf, als gemeinhin angenommen

Was tun?

Bei Kaninchen mit leichtem, eventuell phasenweise wiederkehrendem Durchfall ohne Beeinträchtigung von Allgemeinbefinden und Appetit muß die Fütterung sorgfältig geprüft und korrigiert werden. Man beginnt mit ca. 3 Tagen Wasser-Heu-Diät, zu welcher bei Besserung in langsamer Steigerung Grün- und Frischfutter zugegeben wird. Auf blähendes Grünfutter und Kraftfutter (Pellets, Getreideflocken/–körner, usw.) sollte völlig verzichtet werden. Führen diese Maßnahmen nicht innerhalb kurzer Zeit zu völliger Normalisierung der Verdauung, muß durch eine tierärztliche Untersuchung nach tiefergehenden Ursachen geforscht werden (Kokzidiose, Zahnfehler, Darmmykose o.a.). Selbiges gilt auch bei schleichendem Gewichtsverlust oder Kümmern.  

Akuter Durchfall mit vermindertem Allgemeinbefinden und völliger oder teilweiser Appetitlosigkeit ist ein Notfall und es sollte spätestens am nächsten Tag der Tierarzt aufgesucht werden. Neben der Kotuntersuchung im Labor und der nachfolgenden Beseitigung pathogener (krankmachender) Erreger mit Antibiotika, Antimykotika, Kokzidiostatika oder Antiparasitika wird der Tierarzt sofort auch eine symptomatische Therapie einleiten. Das Engagement des Kaninchenhalters bei der Durchführung ist besonders wichtig und oft entscheidend über Erfolg oder Misserfolg. Unabhängig von der Ursache gehören zur symptomatischen bzw. Begleittherapie:

  • Flüssigkeitszufuhr, bei starkem Verlust per Infusion durch den Tierarzt
  • Bei Gasbildung Medikamente zum Entblähen (Antitympanika), wenn nötig Schmerzmittel, Prokinetika, Spasmolytika
  • Zwangsfütterung für Kaninchen, die selbständig nicht mehr oder nur sehr wenig fressen. Ein Stillstand des Magen-Darminhaltes erhöht die Gefahr von Fehlgärung, Darmlähmung und Aufnahme von Bakteriengiften in den Kreislauf (Enterotoxämie). Am besten geeignet sind speziell dafür gefertigte Produkte, die mit Wasser angerührt werden, sie enthalten Energie, Rohfaser und Probiotoka. Alternativ kann man auch Babynahrung (Gemüsebrei) verwenden, doch ist dies aufgrund des Rohfasermangels nur eine Notlösung. Gefüttert wird aus einer Einwegspritze direkt ins Maul.
  • Diät für Tiere, die noch selbständig fressen, das heißt Wasser und gutes Heu, möglichst kräuterhaltig. Sofern man die Möglichkeit hat und das Tier an Grünfutter gewöhnt ist, ist ein Anbieten verschiedener frischer Kräuter sehr hilfreich (sonst getrocknet). Auch ein domestiziertes Tier hat noch seinen ›Kanincheninstinkt‹, der bei entsprechender Auswahl die ihm zuträglichen Kräuter herausfindet. Günstig bei Magen-Darmerkrankungen wirken z.B.: Oregano, Kamillenblüten, Fenchel, Melisse, Minze, Schafgarbe, Dill, Breit- und Spitzwegerich, Eichenzweige mit Laub (in kleinen Mengen). Beim Tierarzt erhältlich sind auch Fertigpräparate aus Kräuterbestandteilen. Lauwarmer Fenchel-Kamillentee kann angeboten werden und wird meist gut genommen. Bei Besserung geht man schrittweise zu einer normalen Fütterung über, natürlich unter Vermeidung eventuell vorher gemachter Fütterungsfehler.
  • Vitaminsubstitution durch Injektion oder orale Zufuhr
  • Bewegung regt die Verdauungstätigkeit an und vermindert die Gefahr der Darmlähmung.
  • Förderung/Regeneration der natürlichen Darmflora mit speziellen Präparaten. Die gelegentlich empfohlene Gabe von Naturjoghurt ist wegen des Milchzuckergehaltes weniger günstig. Auch wenn es ein wenig unappetitlich anmuten mag: empfehlenswert ist eine Aufschwemmung aus dem Kot gesunder Kaninchen, die oral verabreicht wird (Blinddarmkot wäre noch besser, ist nur schwierig zu bekommen).
  • Die Analregion muß sauber und trocken gehalten sowie mindestens zweimal täglich kontrolliert werden. Es besteht – besonders bei warmer Witterung und Außenhaltung – die Gefahr eines Befalls mit Fliegenmaden, welche innerhalb weniger Stunden lebensgefährliche Wunden verursachen.

Ãœbrigens gehört es auch bei Kaninchen zur ݆berlebensstrategie‹, im Krankheitsfalle solange wie möglich ein relativ normales und ungestörtes Verhalten zu zeigen. Merkt man ihnen also an, dass sie sich nicht wohlfühlen, sollte ein Tierarztbesuch nicht mehr hinausgeschoben werden. Besonders wenn das Verdauungssystem betroffen ist, trägt dies oft zur Entscheidung über den Ausgang bzw. den Erfolg der Behandlung bei.  

Kontakt

Tierärztliche Gemeinschaftspraxis
Dr. Isabel Göpner & Dr. Silke Schroth
Kröbelstraße 11
04317 Leipzig  (Stadtteil Reudnitz-Thonberg)

Telefon:0341 – 22 54 153
Fax:0341 – 22 54 156
E-Mail: kontakt@hund-katze-maus.net

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Donnerstag: 09.00 – 12.00 & 15.00 – 18.00 Uhr
Freitag: 09.00 – 12.00 & 15.00 – 18.00 Uhr

Wichtig

Alle auf dieser Website befindlichen Informationen über Symptome, Diagnostik und Therapie von Erkrankungen dienen der ergänzenden Information unserer Tierbesitzer. Sie sollen keinesfalls eine Anleitung zur Eigendiagnose und -behandlung darstellen und ersetzen NICHT die fachkundige Untersuchung und Behandlung, also den Besuch beim Tierarzt.