Kaninchen
In diesen Ausführungen soll es nicht um die Fütterung des sog. ›Stallhasen‹ gehen, der in kurzer Zeit eine rasche Gewichtszunahme erreichen soll, sondern um Kaninchen, die als Haustiere und ›Gesellschafter‹ mittlerweile fast einen mit Katze oder Hund vergleichbaren Stellenwert haben. Um die mögliche Lebenserwartung auszuschöpfen, die bei 7 bis 9, manchmal auch 10 oder 11 Jahren liegt, spielt eine tatsächlich artgerechte Ernährung eine herausragende Rolle, besonders im Hinblick auf die Gesundheit von Verdauungstrakt und Zähnen. Diese Organsysteme sind beim Kaninchen von Natur aus auf eine kontinuierliche Futteraufnahme eingerichtet, und das bedeutet ca. 20 Stunden ›mümmeln‹ täglich: Gras, Kräuter, Heu, Blätter, Rinde, Stängel, - rohfaserreiches, energiearmes Futter. Der Speiseplan unserer Hauskaninchen enthält zumeist genau das Gegenteil.
Der höchste Zahnabrieb, auf welchen das Wachstum der Zähne auch eingerichtet ist, erfolgt beim Fressen von Gras und Heu. Das mag etwas überraschend sein, da dem Anschein nach hartes Brot und Trockenfutter – welches im Zoohandel fäschlicherweise (!) als mögliches ›Alleinfutter‹ für Kaninchen angepriesen wird – den gleichen Zweck zu erfüllen scheinen, doch dem ist nicht so. Ein Teil dieser Futtermittel mag einen gewissen Effekt auf die Abnutzung der Schneidezähne haben, ähnlich wie Holz und ähnliches, was von Kaninchen naturgemäß gerne benagt wird. Den nötigen Abrieb des restlichen Gebisses, also der Backenzähne, gewährleisten sie jedoch nicht im erforderlichen Maße, denn hier ist die Anzahl der mahlenden Kaubewegungen ausschlaggebend. Hinzu kommt, dass Brot, Getreideflocken, -körner und Pellets, und somit fast alle handelsüblichen Trockenfuttermischungen eine viel zu hohe Energiedichte aufweisen und bereits im jungen Erwachsenenalter von ein bis zwei Jahren – welches Mastkaninchen ja gar nicht erreichen – zu deutlichem Übergewicht, und noch etwas später dann, drastisch ausgedrückt, zu völliger Verfettung führen, mit allen Folgen wie Kreislaufbelastung, Hitzeempfindlichkeit, verschmutztem Analbereich, da der Blinddarmkot nicht aufgenommen werden kann und gelegentlich sogar Diabetes. Die typischen traditionellen Mastfuttermittel (Getreide, Kartoffeln, Mais, Pellets etc.) haben also im Napf eines Kaninchens, das nicht als Sonntagsbraten enden soll, prinzipiell nichts zu suchen.
Noch weniger artgerecht sind Joghurt-Drops und die zur Illussion von ›gesund und natürlich‹ malerisch bunt gefärbten Stängchen und ähnliche ›Leckerli‹.
Die natürliche Darmflora - bestimmte Mikroorganismen, die im gesunden Kaninchendarm vorhanden ist, um schwerverdauliche, zellulosehaltige Nahrung aufzuschließen - wird durch leichtverdauliche Kohlehydrate und zu eiweißreiches Futter gestört oder fast ganz verdrängt. Verdauungsstörungen in Form von immer wieder auftretendem Durchfall (und darunter fällt beim Kaninchen auch schon breiiger oder weicher Kot) und Blähungen sind die Folge, außerdem wird die Vermehrung von Kokzidien (einzellige Darmparasiten, die auch zu gefährlichen Durchfällen und Leberschäden führen können) begünstigt.
Ein langfristig, das heißt also über viele Jahre hinweg gesunder Kaninchen-Speiseplan sieht also prinzipiell folgermaßen aus:
Meerschweinchen
Hier gilt im Prinzip alles schon beim Kaninchen erwähnte, mit einigen Abweichungen. Will man auf ›Nummer Sicher‹ gehen, sollte hier auf die blähenden Hartkohlsorten ganz verzichtet werden. Wichtig ist ein ausreichender Vitamin C - Gehalt des Futters, da Meerschweinchen, im Gegensatz zu Kaninchen, dieses nicht selbst synthetisieren können. Die Zugabe eines Vitamin C Präparates zum Futter kann notwendig sein, sollte aber nur bedarfsgemäß erfolgen.
Es gibt Meinungen, dass Meerschweinchen wirklich immer (auch im Sommer) Heu zur Verfügung haben sollten, auch wenn dies natürlich dann deutlich weniger gefressen wird.
Tierärztliche Gemeinschaftspraxis
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